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Hier entstehen Alltagsgeschichten. Große und kleine Einzelstücke, so wie sie im Leben passieren. Situationen, die wir nicht ändern können. Lustige und ernste, gute wie schlechte Zeiten. Oder einfach Gedanken, die unser Leben lebensert machen.

6. November 2010

Kindheitserinnerungen

-Die Große weite Welt- 
Heute fahren wir mit der Eisenbahn
Wir sitzen auf der Bank des zugigen Bahnsteig und warten auf unseren Zug. Bis er einfährt, haben wir noch paar Minuten Zeit. Einige Gleise weiter kommt gerade ein Güterzug. So ein typischer für unsere Eisenbahnerstadt.  Die Waggons werden nicht gezogen, sondern, die Lok schiebt und vorne auf dem Puffer sitzt im signalorangen Arbeitsanzug, ein Rangierer...
...als Kind bin ich gerne auf der Eisenbahnbrücke stehen geblieben, um von oben den Rangieren zu zuschauen. Ich fand es immer faszinierend, dass die Waggons nach dem abkoppeln, so alleine weiter rollten. Hinten dann, auf den verschiedenen Gleisen, sortiert und zu neuen Zügen zusammengestellt wurden. Die Männer waren für mich irgendwie Helden, wenn sie mal schnell auf ein vorbeirollenden Waggon aufsprangen. Oder auf dem schmalen Steg vorne  auf der Rangierlok stehend, mitfuhren.
Auch das Zugfahren war noch ganz anders. Kurz bevor der Zug in den Bahnhof fuhr kam immer eine Durchsage: "Achtung, der Zug von...nach ... hat in wenige Minuten Einfahrt. Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten." Und dann die schwerden Türen, so weit oben. Irgendwo sprang dann der Schaffner aus dem Zug. Mit Trillerpfeife und Kelle. Wenn alle eingestiegen waren, ist der Schaffner den ganzen Zug entlang abgelaufen und hat alle Türen, die von den Fahrgästen offen gelassen worden sind, zugeschlagen. Er blies in die Trillerpfeife und winkte dem Lokführer, der die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut hatte, mit der grünen Seite seiner Kelle. Gab somit das Signal zur Abfahrt. Der Lokführer schloss das Fenster und der Zug setzte sich langsam in Bewegung... oh...

 ...unser Zug fährt gerade ein. Einfach so, ohne Durchsage. Die Türen lassen sich leicht per Knopfdruck öffnen. Wir können ebenerdig einsteigen. Wenn man aus dem Fenster schaut stellt man fest, dass man auf der Höhe des Bahnsteigs sitzt. Schon ziemlich weit unten. Die Türen schließen automatisch. Der Zug setzt sich in Bewegung, ohne das wir einen Pfiff gehört haben. Er nimmt recht schnell Fahrt auf. Auf der Hinfahrt will noch nicht einmal irgendjemand unsere Fahrkarte sehen. Dafür gibt es vor jeder Station, durch eine Bandansage, die Mitteilung,  in welchem Bahnhof der nächste Halt ist. Bis wir unser Zielbahnhof erreichen sehen wir nicht einmal jemanden, der auch nur annähernd wie ein Zugbegleiter aussieht. "Nächste Haltestelle .... Hbf.. Bitte alle aussteigen, der Zug endet hier." tönt es aus dem Lautsprecher. Wir schauen uns verblüfft an. Lt. Fahrplan soll der Zug doch noch weiter fahren. Auch mit der heutigen Technik läuft nicht immer alles nach Plan. Ist uns egal. Wir sind an unserem Ziel angelangt und freuen uns auf eine schöne Shopping-Tour durch die Stadt. 

4 Kommentare:

  1. ..muss morgen nochmal zum lesen vorbeikommen...zu langer text für spät abends...gut' nacht...smiles

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  2. Hach ja, die gute alte Zeit!!! ;)

    Nachdem ich jahrelang täglich von meiner Heimatstadt mit dem Zug eine halbe Stunde in die nächste große Stadt zuerst in die Schule, später auch zur Arbeit fahren musste, fand ich das ganze so schön beschriebene Szenario oben eigentlich nicht ganz so "idyllisch"!

    Wenn ich in alten Zügen z. B. Schiss hatte, wenn ich alleine aussteigen musste. Bei den merkwürdigen Griffen war es immer fraglich, ob man die Türe auch rechtzeitig zum Aussteigen aufbekommt. Ich habe mir dann immer Ausstiege gesucht, bei denen noch andere ausstiegen.

    Oder wenn man auf der Suche nach einem Platz durch den ganzen Zug lief, dabei immer schön abwechseln von einem muffig nach Schweiß riechenden Abteil ins nächste neblig verrauchte Abteil musste. Hier sah man oft die Hand vor Augen nicht!

    Wenn einem der Schaffner Angst einjagte mit seinem finsteren Blick, weil man seine Monatsfahrkarte erst aus dem Schulranzen fummeln musste.

    Etc. etc. etc..... ;)

    Naja, aber irgendwie kriegt das ganze nach Deiner obigen Beschreibung doch so einen sonnig verklärten Glanz der Erinnerung! :D

    Tja, früher, da war Bahnfahren noch Abenteuer!!!

    :*

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  3. da frage ich mich doch, wo ihr schoppen wart..freiburg? ohne mich?
    aber du hast recht, ich hab' auch so nostalgische erinnerungen ans zugfahren - und es ist heute halt irgendwie doch nicht mehr das gleiche...

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  4. ... oh, ich fahre so gerne Zug...da kann man ein Buch so ungestört lesen... allerdings muss man aufpassen, dass man das Umsteigen nicht vergisst...dass man richtig aussteigt...
    oder wie es mir mal ging, als ich ein Sonder-Wochenend-Ticket für 15 Euro durch ganz Deutschland löste und nach Bonn fuhr... nur mit Normal-Zügen... also fünfmal umsteigen, bei total überfüllten Abteilen... schon eine halbe Stunde vor Ankunft kämpfte ich mich durch die Meute zum Ausgang... es war ein heißer Sommertag... endlich "Bonn" ... nichts wie raus... und wo ist er? mein Bruder ist wieder mal unpünktlich... eine Stunde später... ich leihe mir eine Telefonkarte und erfahre, dass er mich schon gesucht hat...hm, aber wo?... da sehe ich die Tafel: Bonn - Bad Godesberg... hier kann er mich nicht finden... *heul* es ist fast dunkel und ich bete um einen Engel mit Telefonkarte...
    ...ein unvergessliches Zug-Erlebnis...

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